Donnerstag, 8. August 2013

0. Die Station Büttenwarder

Sie war vor ein paar Jahren die Keimzelle meiner Segmentanlage. "Kein Platz" ist ein häufig gehörtes Argument, wenn es darum geht, eine Anlage aufzubauen und zu gestalten. So war es auch bei mir. Die Herausforderung war, auf wenig zur Verfügung stehendem Platz dann doch etwas möglichst Typisches darzustellen. Mir schwebte eine norddeutsche Kleinbahn vor, bei der ich Eindrücke aus meiner Heimat verarbeiten und durch die Wahl einer frühen Zeitepoche sowohl Grund für geschichtliche Recherchen (das macht mir immer Spaß) als auch Grund für eine Dampfbahn im Regeldienst bekam. Eine Bahn  wie diese wäre heutzutage längst stillgelegt, abgebaut und ihre Trasse in einen Radweg verwandelt, oder so ähnlich...


Mittlerweile ist dieses Ur-Segment Geschichte, an seiner Stelle ist heute die Station Bürenwerder
Nachdem die Bahn die Kate passiert hatte, erreichte sie die Gleisanlagen von Büttenwarder. In Fahrtrichtung links lag ein Ladegleis, schon mit Rampe zum niveaugleichen Be- und Entladen, rechts ein Güterschuppen, dessen einer Teil von der kaiserlichen Post genutzt wurde. Hier wurden sowohl die landwirtschaftlichen Produkte des Umlandes auf die Märkte der Städte abgefahren als auch die Küstenregion mit ihrem beginnenden Seebädertourismus mit den notwendigen Konsumgütern versorgt.


Die Gleisanlagen rund um das Empfangsgebäude waren eingesandet, damals weit verbreitet und das erleichterte so den Zustieg zu den Waggons. Von Hochbahnsteigen heutiger Art sprach damals noch niemand. Der Bahnhof war gedachtermaßen Umsteigepunkt zu den Fuhrwerken, die die Sommerfrischler zu ihren Unterkünften an die Küste brachten, entsprechend 'relativ viel' Betrieb war hier. Gleichzeitig konnten hier die Kleinbahndampfloks mit Kohlen und Wasser versorgt und nachts im Schuppen untergestellt werden. Dazu war im benachbarten Hafenstädtchen Klingsiel kein Platz mehr, zuviel historisch gewachsene Bebauung rund um den Hafen. Im trockengelegten Hinterland nahe der Ortschaft Büttenwarder konnte die Bahn aber die notwendigen Anlagen unterbringen.

 



Stationiert war in Büttenwarder eine preußische Kleinlok vom Typ T3. Sie besorgte das Rangiergeschäft in Büttenwarder und zum Hafen Klingsiel, fuhr die Milch der Bauern zur Molkerei (dazu hatte sie meist ein uralten Wärmeschutzwagen am Haken, der hier auf dieser Bahn noch sein Gnadenbrot verdiente) und brachte die Kohlen zur Lokstation in Büttenwarder als auch in den Hafen Klingsiel, denn auch die aufkommende Dampfschiffahrt wollte versorgt werden. 
Rein modellbahnbetriebstechnisch hat der Milchwagen einen Schienenreiniger untermontiert, da er der am häufigsten bewegte Wagen ist, darf er für Kontaktsicherheit sorgen... ;-)



Die T3 ist ein Fleischmann-Modell. Da gerade kein preußisches Modell der Epoche I verfügbar war, habe ich kurzerhand ein anderes Modell (Zollernwerklok) umgemodelt: Weinertteile ergänzen den Kessel, überflüssiges wurde abgebaut und Kessel und Führerhaus wurden in grünbraun spritzlackiert. Das Fahrwerk soll irgendwann auch noch rotbraun werden... Individuelle Messingschilder ließ ich mir von Kuswa anfertigen, nicht nur für diese Lok, sondern auch für die Brawa-T8 und die ebenfalls selbst umgemodelte Fleischmann T9.3:


Die Waggons erhielten alle feine Räder (RP25 Code 88, die schmalere Variante der RP25-Räder) von Luck Feinmechanik. Diese Räder laufen absolut sicher über die verwendeten Code-75-Gleise und -Weichen von Peco und Weinert ("Mein Gleis").
 


Die Station Büttenwarder ist Geschichte, das Segment wurde mit schlanken "Mein-Gleis"-Weichen und Gleisen aus gleichem Hause als "Bürenwerder" neu aufgebaut.

Ein Bild unseres hier typischen Bahnverkehrs: Kurze GmP (Güterzüge mit Personenverkehr) prägen das Bild, heute mit zweiachsigem Dritte/Vierte-Klassewagen, einem Kühlwagen für Seefische und einem offen Güterwagen für Torf oder unempfindliches Stückgut:


Nachdem nun Fahrgäste aus- und einige nach Klingsiel zugestiegen waren, nahm unsere Bahn wieder Fahrt auf und passierte Viehweiden und einen typischen Bauernhof auf dem Eckelement.